August als Ferienmonat

Im Süden Europas ist der heißeste Monat der August. Wer es sich leisten kann, macht Urlaub. Natürlich beginnen auch in Spanien die Schulferien schon früher, aber der Monat des bedingungslosen Sommererlebens ist der August. Z.B. widmet die Tageszeitung „El País" den ganzen August über dem Sommer und seinem Lifestyle Extra-Beiträge und ist eingestellt auf das „veraneo" – die Sommerfrische -. „El verano" – der Sommer - hat ein entsprechendes Verb „veranear", das so viel heißt wie: den Sommer verbringen, und das tun die Spanier dort, wo sie außerhalb der brütend heißen Städte Erholung, Entspannung und Spaß mit der Familie und mit vielen Freunden finden, am Meer oder im Gebirge.

Zu der Bevölkerungsgruppe, der auch schon in den 30iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Reisen in die Sommerfrische selbstverständlich waren, gehörte der Arzt von Ignacio Sánchez Mejías. Ob er eher als der ersatzweise hinzugezogene Chirurg in der Lage gewesen wäre, den Torero zu retten, ist fraglich.

Die Fortschritte in der Medizin ( Dr. Fleming ) und ein verbessertes Gesundheitssystem garantieren heute Rettung und Überleben der verletzten Toreros. Denn zu Verletzungen kommt es im August - und im September – bei den Toreros nach wie vor besonders häufig. „El sanatorio de toreros" ist eine Rubrik in den Stierkampfzeitschriften mit ärztlichen Bulletins über den gesundheitlichen Zustand der verletzten Toreros.

Im Monat August (verstärkt dann noch im September) finden in ganz Spanien zahlreiche, für Stierspiele und Stierkämpfe wichtige „Ferias" und „Fiestas" statt. In den großen Städten dauert die Feria i.d.R. mehrere Tage (Malaga, Almería, San Sebastian, El Puerto de Santa María, Santander – um nur einige Orte zu nennen). Oft hetzen die Toreros quer durch das Land, um ihre Kontrakte zu erfüllen. Es kommt auch vor, dass ein bekannter Matador zwei Verpflichtungen am selben Tag in verschiedenen Orten hat - am Nachmittag und am späten Abend, um 23 Uhr oder Mitternacht.

Der kollabierende Autoverkehr in den Touristenregionen (und insbesondere in der Bucht von Cádiz) führt regelmäßig zu Staus, die ein Einhalten von Terminen erschweren. So passierte es Jesulín de Ubrique 1998, dass er zu einem Nachtkampf in Puerto Santa María mit Verspätung eintraf und ein wütend aufgebrachtes, ablehnendes Publikum vorfand. Die zahl- und wie man ihm vorwarf – die wahllosen Verträge hatten ihn zunehmend unseriös erscheinen lassen. Diese Verspätung aber wurde als Gipfel an Respektlosigkeit und Affront verstanden, denn der Stierkampf ist das Ereignis, für das schon immer absolute Pünktlichkeit Gebot war. Das galt auch in den Zeiten, als Spaniens großzügiger Umgang mit dem kostbaren Gut „Zeit" bei den ersten nordeuropäischen Touristen ambivalente Gefühle von neidischer Bewunderung und Unmut auszulösen vermochte. Auch für die EU-Spanier von heute gilt „Mañana!" als Devise nur noch in den Ferien.

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